Mit dem Kleinkreuzer bis kurz vor Skagen

Schlagwort: Dänische Inseln

29.6. Nysted – Heiligenhafen

Strecke: 39,7 sm
Fahrzeit: 11:10 h
Motorzeit: 3:30 h
Bin um 8:20 bei Sonnenschein und Wind mit 2 Bft aus SO ausgelaufen. Zuerst 5 sm mit Motor den Priggenweg entlang, dann 2sm am Nysted Windpark entlang. Ab dort Spinnaker gesetzt und 3,5 h bis zur NO-Spitze von Fehmarn.

Nysted Windpark

Nysted Windpark

Die NO-Ecke von Fehmarn: Staberhuk

Staberhuk

Staberhuk

Der Wind nahm plötzlich zu und kam etwas mehr aus Süd. Um den Spi zu bergen, müsste ich weiter nach W drehen, was aber wegen der Untiefe direkt westlich von mir nicht ging. Also habe das Tuch noch etwas oben gelassen. Das Boot legte sich unter dem Spi mächtig auf die Seite. Einmal ist mir die Schot aus der Klemme gerissen, weil der Zug zu stark war. “Ein wenig muss es noch gehen…” war mein Gedanke. Und es ging natürlich auch. Es geht eigentlich immer irgendwie. Dann Spi geborgen. In der Ferne war über dem Fehmarnsund dunkles Ungemach zu erkennen.

Gewitter Fehmarnsund

Gewitter Fehmarnsund

Und das Grummeln, was ich hörte, kam wohl auch nicht vom Truppenübungplatz in Putlos. Vorsichtig bin ich erstmal weiter gesegelt; jedoch mit einem leicht geänderten Kurs, um dem Wetter etwas auszuweichen. Ich hatte mir gesagt: wenn ich in irgendeiner Richtung plötzlich keine Sicht mehr habe, muss das Regen sein und dann kommen auch die Gewitterböen und dann werden die Segel schnell geborgen. Habe schon mal alles aufgeräumt und meine Regensachen rausgeholt. Nach etwa einer Stunde war das Gewitter dann soweit nach Osten abgezogen, dass ich meinte, ich hätte Glück gehabt und habe wieder Kurs Richtung Fehmarnsund genommen. Kaum 10 Minuten später kehrt die dunkle Wolke zurück und nun fehlte die Sicht nach Osten und Süden urplötzlich. Also Segel runter und Motor an. Und dann ging es los. Sturzbäche, Blitz und Donner. Habe die Batteriepole abgezogen und den Autopiloten aus der Steckdose genommen. Nach einer Stunde war es vorbei und ich bin gegen 19:30 in Heiligenhafen eingelaufen.
Als Stegnachbarn habe ich einen Schweden, der mich gleich mit einem Willkommensbier begrüßte. Wir haben noch eine Weile gefachsimpelt; über das Alleinsegeln und … Skagen rund. Er hat das schon gemacht, dabei allerdings schlechte Erfahrungen machen müssen. Zuerst Flaute im Skagerrak, dann der Sprit alle. Manöverierunfähig in einer Großschifffahrtsstraße ist echt doof. Vor ein paar Tagen erzählte ich Ossi am Telefon erst von dieser von mir bisher nicht bedachten Gefahr und nun wird mir bewusst, dass diese Gefahr sehr real ist. Der Schwede hatte dann einen Fischtrawler von 50 m Länge per Funk um Abschlepphilfe gebeten. Der hat ihm beim Anfahren erstmal den Außenbordmotor abgerissen und dann mit 12 kn Fahrt fast versenkt. Und er hat es auch nicht im ersten Anlauf um Skagen herum geschafft und hat genau das gemacht, was ich auch geplant hatte: im Zweifel nach Norwegen ablaufen und von dort einen günstigeren Kurs wählen.

28.6. Klintholm (Mön) – Nysted (Lolland)

Strecke: 42,0 sm
Fahrzeit: 11:10 h
Motorzeit: 1:30 h
Heute war in mehrerer Hinsicht ein ganz besonderer Tag:

  1. Erkenntnis
    Es ist der Tag nach der Erkenntnis: wir können Weltmeister werden! Nachdem ich heute noch einmal über das Fußballspiel GER gegen GB nachgedacht habe, dachte ich mir: Alles ist drin. Natürlich können wir Weltmeister werden! Mit dem Spiel von gestern müssten wir eigentlich schon gleich für das Endspiel qualifiziert sein.
  2. Super Segeltag
    Heute war es nicht nur sonnig und warm, sondern überraschender weise auch noch windig. Es wehte entgegen der Vorhersage (Flaute) mit 3 Bft aus Ost; also halber Wind bis Gedser.
  3. Angekommen
    Heute habe ich das erste Mal das Gefühl gehabt, den Tag einfach so genießen zu können. Bisher hatte ich ständig an die Pflichten gedacht; Ruder gehen, wie weit ist es noch, usw.. Heute dagegen habe ich mich eigentlich nur mit Dingen wie lesen, Musik hören, Kaffee kochen, Essen machen, etwas reparieren usw. beschäftigt; nicht jedoch damit, das Boot zu steuern und ständig in die Karte zu gucken. Ich hatte in Klintholm den Kurs in den Autopiloten eingegeben und bis Gedser nicht mehr ständig danach geschaut, schon gar nicht bin ich selber Ruder gegangen. Ich hatte das Gefühl, ab jetzt läuft alles. Das war echt ein klasse Gefühl. Ich glaube, jetzt wäre ich soweit, wirklich loszufahren.
  4. Tolle Erinnerungen
    Mit Nysted verbinden sich viele schöne Erinnerungen. Für unsere vielköpfige Familie war Nysted ein Traumziel als wir noch zu fünft mit einem 7 m Boot 4 Wochen in den Urlaub gesegelt waren. Für Renate und mich war Nysted auch oft Traumziel. Hier haben wir mehrfach Hüttencamping gemacht. Auch mit dem Fahrrad bin ich schon hier gewesen und auch da habe ich mich hier immer wohl gefühlt. Und nun ist das wieder so. Alles Gut. So kann ich auch wieder abfahren.

 

Lieblingsplatz

Lieblingsplatz

 

Aalholm Slot Nysted

Aalholm Slot Nysted

 

Nysted Havn

Nysted Havn

Die Fahrt als solche hat natürlich auch wieder ihre Besonderheiten gehabt. Spannend ist die Zufahrt zur und Durchfahrt durch die Rödsand Rinne. Nur wenige zig Meter breit und nur wenige Meter neben der Rinne laufen die Möwen auf der einen Seite und die Touris auf der anderen spazieren. Da muss man höllisch aufpassen.

Roedsand bei Gedser

Roedsand bei Gedser

Interessant war auch der Windpark vor der Küste. Riesen groß; ich schätze, um die hundert Großwindmühlen. Da sind die Dänen doch schon etwas weiter als wir.

Nysted Windpark 2

Nysted Windpark

Und so flach der Hafen auch ist, selbst U-Boote gibt es hier. Ja, ja, wer den Schaden hat, …

U-Boot in Nysted

U-Boot in Nysted

Das war meine Route am 28.6.

Klintholm - Nysted

Route von Klintholm (Mön) nach Nysted (Lolland)

So, ich muss mal flink pennen gehen. Morgen will ich um 6 hoch. Zielhafen: Heiligenhafen.

27.6. Hafentag in Klintholm (Insel Mön)

Wie aufgrund der Wettervorhersage schon erwartet, habe ich einen Hafentag in Klintholm eingelegt. Das ist sicher nicht der schlechteste Ort, um liegen zu bleiben.
Erstmal habe ich bis 8 ausgeschlafen. Dann habe ich mir ein – Renate würde sagen – Tätschbrot bei Spar gekauft. Das ist das in DK übliche Weißbrot; vorzugsweise mit Monstreuseln. Dann habe ich ausgiebig gefrühstückt. Währenddessen habe ich überlegt, was ich denn heute so mache. Da die Kreidefelsen eigentlich nie langweilig sind, beschloss ich, mal nach dem Bus zu schauen. Alternativ hätte ich ein Fahrrad mieten können. Ich habe mich für den Bus entschieden. Das war gut so. Die Fahrt mit dem Rad zu den Felsen ist recht beschwerlich. Und außerdem konnte ich so an einem Ort losgehen und an einem anderen Ort wieder abfahren. Mit dem Rad hätte ich einen Rundkurs nehmen müssen.
Zuerst bin ich zum Liselund Slot gefahren und habe dort im Park gepicknickt. Die Dänen haben übrigens seit meinem Geburtstag Ferien; entsprechend belebt war es nun. Das war aber ganz angenehm, weil es dort sonst immer ein bisschen einsam ist. Vom Liselund Slot aus bin ich entlang der Kreidefelsen etwa 4 km gewandert; teils oben, teils unten am Steinstrand. Die Treppen stellen bestes Radfahrertraining dar. Es sind ca. 450 Stufen. Die Kreidefelsen waren dieses Mal besonders schön anzusehen, weil die Sonne die sowieso schon weißen Felsen in einem noch helleren Licht erscheinen ließ.
Aktuell bin ich auf dem Weg nach Nysted. Mal sehen, ob ich da heute ankomme; es ist schwachwindig und die Strecke recht lang. Vielleicht muss ich unterwegs noch umdisponieren.
Im Lieselund Slotspark kann man sehr schön die Seele baumeln lassen.

Lieselund Slot Mön

Lieselund Slot Mön

Bei Sonnenschein sind die Kreidefelsen einfach ein Traum.

Kreidefelsen Mön

Kreidefelsen Mön

Kreidefelsen Mön 2

Kreidefelsen Mön

Die Kreide und das Salzwasser lassen das Holz so schön werden.

Holz am Fuß von Möns Kreidefelsen

Holz am Fuß von Möns Kreidefelsen

Früher musste man hier eine Böschung mit ein paar getrampelten Stufen bewältigen.

Treppe Kreidefelsen Mön

Treppe Kreidefelsen Mön

26.6. Vordingborg (Seeland) – Klintholm (Mön)

Strecke: 36,4 sm
Fahrzeit: 9:15 h
Motorzeit: 1:00 h
Um 9 bin ich aus Vordingborg ausgelaufen. Die Vorhersage stimmte wieder mal nicht mit der Realität überein. Statt angesagter 3-4 Bft hatten wir satte 5 aus W. Für mich von achtern nicht so schlimm. Habe zuerst nur das Großsegel gesetzt, später auf die Fock gewechselt. Das Boot läuft dann sehr viel ruhiger. Die Fahrt verlief zunächst durch den Grönsund (trennt die Inseln Falster und Mön) – und natürlich auch wieder unter einer Brücke hindurch.

Grönsundbrücke

Grönsundbrücke

Auf dem Grönsund haben mich reihenweise Regattasegler unter Spinnaker überholt. Was der Siegeswille so alles möglich macht. Nicht nur Vollzeug bei den Bedingungen, nein, auch noch den Spinnaker gesetzt. Das käme mir nicht im Traum in den Sinn. Zum Teil wurde das An-die-Grenzen gehen auch mit brenzligen Situationen bezahlt. Ab und an hat bei dem ein oder anderen der Spi das Boot derart auf die Seite gedrückt, dass es wirklich kriminell aussah.

Grönsund

Grönsund

Am Ende des Grönsunds liegt Harbölle. Auch hieran habe ich viele Erinnerungen. Und Kai: auf der anderen Seite ist es wirklich besser!

Harbölle

Harbölle

Und kurz nach Harbölle wird auf der rechten Seite das Hesnaes Leuchtfeuer sichtbar. Nach Hesnaes sind wir früher gerne mit der Familie gesegelt.

Hestehoved

Hestehoved

Kaum das ich den Grönsund verlassen habe und auf die Zielgerade nach Klintholm auf die freie Ostsee einbiege, kommt auch wieder die Sonne raus. Etwas später lässt der Wind spürbar nach; so auf 3 Bft.
Nach Klintholm wollte ich zum einen der alten Erinnerungen wegen, aber auch, weil auf Mön die Kreidefelsen zu bestaunen sind. Allerdings musste ich dafür zunächst an Klintholm für etwa 5 sm vorbeisegeln, da die Kreidefelsen erst von Osten aus zu sehen sind. Zurück zum Hafen musste ich dann kreuzen.

Kreidefelsen Mön von See

Kreidefelsen Mön von See

Für morgen ist Flaute vorhergesagt. Ich weiß noch gar nicht, was ich dann mache. Vielleicht zu den Kreidefelsen wandern, vielleicht am Strand liegen und etwas wandern…

Klintholm Havn Mön

Klintholm Havn Mön

Am Abend in Vordingborg hat sich noch diese schöne Szene ergeben…

Vordingborg

Vordingborg

Das war meine Route von Vordingborg nach Klintholm.

Vordingborg - Mön

Vordingborg – Mön

25.6. Omö – Vordingborg

Strecke: 35,0 sm
Fahrzeit: 7:50 h
Motorzeit: 1:00 h
Bin letzte Nacht 2x erschrocken aufgewacht, weil ich geträumt hatte, dass sich das Boot losgemacht hat. Habe dann jeweils tatsächlich nachgesehen. Es war natürlich alles gut.
Bin dann um 7:30 aufgestanden. Ich wollte eigentlich früher hoch. Aber draußen ist noch Flaute. Also habe ich erstmal keine Eile. Nach dem Frühtsück war immer noch Windstille. Und es war nun schon den zweiten Morgen recht warm. Kommt jetzt endlich der Sommer? Habe dann erstmal mein Boot von der Salzkruste befreit. Das Salzwasser hinterlässt überall einen fiesen klebrigen Schleier. An den Scheiben trocknet es merkwürdiger Weise über Tage nicht.
Dann kam gegen viertel vor neun der erhoffte Wind; mit Stärke 2 aus NW. Das reicht für’s Erste. Ich habe um 9 abgelegt und draußen den Spinnaker gesetzt. Anfänglich habe ich mich damit abgequält. Immer wieder fiel das Miststück zusammen. Und weil ich so auf die Blase konzentriert bin, achte ich nicht genug auf die Navigation. Gerade als ich mal wieder auf dem Vordeck stand und wieder mal handgreiflich gegenüber meinem Spi wurde, sah ich aus dem Augenwinkel so seltsame helle Flecken im Wasser. Ach du sch…!!! Schnell ins Cockpit gesprungen und ein Blick auf das Echolot genügte, um das Ruder herumzureißen. Ich hatte noch 50 cm unter dem Kiel (Marla kennt das ja schon). Also, so geht das nicht. Zuerst die Navigation und dann der Spi! Nach einer halben Stunde Arbeit hatte der aufgegeben und sich meinem Willen untergeordnet. Und dann ging die Post ab. Der Wind frischte zuerst auf 3 Bft, später auf 4 Bft auf. Auf der Spi-Schot hätte man Gitarre spielen können ;-). Das Log war immer bei 5,5 kn. Das GPS hat mir gezeigt, dass ich mit der Strömung fuhr: 6,5 kn. Die Wegpunkte in Form von Tonnen habe ich zügig abgehakt. Als der Wind weiter anstieg, habe ich dann doch mal lieber den Spi gegen die Fock getauscht. Schon wurde die Fahrt wieder urgemütlich. Ich habe mir Nudeln gekocht, anschließend Kaffee und Kuchen genachtischt und mit Dieter telefoniert; der hat nämlich heute seinen Ehrentag. Ich wär’ ja wohl gerne am Sonntag bei der Feier dabei :-(.
Irgendwann gegen 15 Uhr war die Storstroembrücke, die Seeland mit Falster verbindet, nur noch etwa 2 sm entfernt. Der Druck unter beiden Segeln wurde nun zuviel. Ich habe auch noch die Fock geborgen und bin nur mit Großsegel auf die Brücke zumarschiert; immer noch mit knapp 4,5 kn. Eine wirklich schnelle Reise ist das heute. Von vorn hätte ich den Wind nicht so gern. Das Wasser ist ordentlich weiß gekrönt. Neben mir fuhr ein Däne, den ich vorgestern auch schon ein großes Stück begleitet habe.

Storströmbrücke

Storströmbrücke

Smalandsfahrwasser

Smalandsfahrwasser

Kurz vor fünf habe ich dann festgemacht und dabei auch noch fast Bruch gemacht. Wegen des heftigen Windes brauchte ich natürlich möglichst Hilfe beim Anlegen in der Box. Und da stand auch prompt wieder ein interessiert drein blickender Mitfünfziger bereit. Ich nahm an, er sei ebenfalls Yachti, weil er ja so auf dem Steg herumstand. Ich habe ihm signalisiert, in welche Box ich einparken werde und er hat sich prompt dort bereit gehalten. Die Aufgabe eines solchen Helfers ist es, das Boot vorne sozusagen aufzufangen, damit es nicht den Steg rammt. Ich fahre also in die Box, stoppe mit dem Motor eben soviel auf, dass er das Boot ganz sachte auffangen kann. Aber was macht der vermeintliche Helfer? Er geht einfach beiseite und schaut interessiert aus 3 Metern zu. Ich begreife gerade noch rechtzeitig das Unvermögen des älteren Herren und gebe voll zurück. Durch das Drehmoment der Schraube dreht sich dabei der Bug so sehr zur Seite, so dass ich dem Nachbarlieger brenzlig nahe komme. An Land stellte ich dann fest, dass der Gute wohl geistig etwas behindert ist. Das kann man ja nicht wissen. Aber es ist ja noch mal gut gegangen.
Nach dem Duschen bin ich voller Vorfreude auf eine größere Stadt zum Bummeln und Shoppen losgezogen. In der FuZo angekommen dachte ich, ich wäre in Pinneberg am Bahnhof. Sehr viele Halbstarke, die sich aufführten, wie die letzten Asis. Mit dem Motorroller oder auch dem Auto darf man in der FuZo zwar fahren. Aber sicher nicht mit 60 und mehr. Auch die Restaurants und Cafes machten einen wenig einladenden Eindruck. Das passte so gar nicht zu dem, was ich von Dänemark sonst so kenne. Aber unsereins hält sich in DK ja auch immer eher auf dem Land oder in kleineren Dörfern auf. Und da ist die Welt – wie bei uns ja auch – eben noch eher in Ordnung. Aus einem Supermarkt bin ich sogar wieder ohne Einkauf geflüchtet, weil es dort wirklich eklig stank.
Übrigens noch ein Nachtrag zu dem Segelkamerad Thorsten, der mir die Seekarten ausgeliehen hat. Nach ein bisschen Smalltalk kam heraus, das er als Anwalt auch schon für Hawesko gearbeitet hat und AM kennt. So klein ist die Welt.

24.6. Hafentag im Paradies: Omö

Also wirklich. Das ist echt schön hier. 185 Einwohner hat die Insel Omö, 12 km Küstenlänge. Von seinem 24 m hohen Gipfel aus kann man Omö komplett überblicken. Neben einem Kaufmann gibt es auch ein Restaurant, ein Kaffee und noch den ein oder anderen Laden (Marineservice, Kunst, etc.). Aber die Insel wird alle 2 Stunden von einer Autofähre angelaufen. Ich weiß gar nicht wofür. Möglicherweise ist das ein Zugeständnis des Staates an die Einwohner, damit die nicht wegziehen. Nicht einmal Bargeld bekommt man auf der Insel. Wer Moped fährt, tut dieses hier ohne Helm und gerne mit einer Flasche Bier in einer Hand.
Einer der wenigen, die man arbeiten sieht; die Fischer sieht man an Land ja nur beim Pausieren, weil die Arbeit ja draußen auf See stattfindet.

Omö Fischer

Omö Fischer

So offen wie man den Motor hier sieht, wird er auch betrieben.

Formel 1 Motor

Formel 1 Motor

Hochsicherheitskabel aus der Raumfahrt. Der weiße Stecker ist der Vorläufer für eine Stromübertragung durch die Luft.

Starkstromkabel aus der Raumfahrt

Starkstromkabel aus der Raumfahrt

Die Insel scheint jedoch nicht nur für mich ein Paradies zu sein. Sie ist bevölkert von tausenden Vögeln. Überall zwizschert, pfeift und piept es.
Ich habe den Tag mit einer ausgiebigen Wanderung bei Sonnenschein in der wunderschönen Natur genossen. Wind gab es sowieso erst am frühen Nachmittag. Da habe ich also nix verpasst.

Omö Leuchtturm

Omö Leuchtturm

Omö Kirche

Omö Kirche

Omö am Abend

Omö am Abend

Und endlich habe ich mal Fische kaufen und essen können.

Scholle gebraten

Scholle gebraten

Ab morgen habe ich ja vor, in ungeplante Gegenden vorzustoßen. Und weil sie eben nicht geplant waren, habe ich dafür auch keine Karten. Deshalb bin ich auch Omö angelaufen. Im Hafenführer stand, dass es hier einen Marineservice mit Seekartenverauf gäbe. Den habe ich dann auch schon gestern ausfindig gemacht. Öffnungszeit: heute von 16-18 Uhr. Also musste/durfte ich sowieso hier bleiben. So gegen Mittag fiel mir ein, dass ich ja evtl. noch mehr Bargeld benötigen würde. Also habe ich im Restaurant nachgefragt, wo man denn hier welches bekäme. “Beim Inselkaufmann, der aber seit einer halben Stunde zu hat.” war die Antwort. Ne, is klar! Dann habe ich jemanden vom Hafenpersonal gefragt, wie oft die Fähre wohin fährt und ob ich denn am Ziel einen Geldautomaten vorfinden würde. “Die Fähre fährt alle 2 Stunden nach Seeland (aus Sicht der Omöer ist das das Festland). Von dort sind es 20 Minuten mit dem Bus, bis zu einem Ort mit Geldautomat.”. Na, toll! Ich müsste um 16 Uhr Geld für den Erwerb von Seekarten haben. “Dann lassen Sie uns doch mal schauen, ob ich die überhaupt habe.”. Aha, ich spreche also schon mit dem Marineserviceinhaber. Flugs in seine Rumpelkammer gegangen und nach den gesuchten Karten geschaut. 1 von 3 hatte er. Völlig verstaubt; musste er erst abpusten. Immerhin hatte ich soviel Bargeld gerade noch. Die restlichen Karten bekomme ich dann bestimmt in Vordingborg (meinem nächsten Ziel), wohin ich dann aber schon ohne Karte oder eben mit meinem Schlaptop und GPS segeln müsste. Das geht schon.
Kaum am Steg zurück, werde ich von einem Nachbarn angesprochen. “Kommst du aus Wedel?”. Nanu, der gute Torsten liegt doch tatsächlich einen Steg weiter als ich im Wedeler Yachthafen. Er ist auch alleine unterwegs; allerdings mit einem größeren Boot. Und sein Kumpel Thomas – auch aus Wedel – liegt hier ebenso; und auch er ist alleine unterwegs; auch mit einem großen Boot. Beide haben 1 Woche frei von zu Hause bekommen, wollten aber jeder mit dem eigenen Boot fahren, um das Alleinsegeln zu genießen. Als wir unsere Ziele ausgetauscht hatten, kam natürlich auch mein Kartenproblem zur Sprache. Torsten hat mir kurzerhand alle benötigten Karten geliehen.

23.6. Ballen – Omö

Strecke: 44,6 sm
Fahrzeit: 12:15 h
Motorzeit: 5:30 h
Ich glaube, ich bin im Paradies angekommen. Omö ist eine kleine Insel am Großen Belt. Wunderschön, super gemütlich. Morgen werde ich dann wohl mal Pause machen.
In DK wird wohl erst heute Mittsommernacht gefeiert. Oder es gab einen anderen Anlass für dieses Feuer?

Omö Havn

Omö Havn

Die Überfahrt hierher war auch ganz schön. Ausgelaufen bin ich bei Sonnenschein um halb neun. Der Sonnenschein hat den ganzen Tag angehalten. Segeln konnte ich zunächst bei 4 Windstärken aus W. Gegen 13 Uhr plötzlich Flaute. Habe erfolglos eine halbe Stunde meine Pilker gebadet. Weil es bis Omö noch 25 sm waren, hatte ich entschieden, nach Kerteminde abzudrehen. Nach 1 sm Motorfahrt kam wieder etwas Wind; nun aus O. Merkwürdig; das war überhaupt nicht angekündigt. Aber ich nehme alles, was ich kriegen kann. Und so konnte ich meine Fahrt Richtung Omö wieder aufnehmen. Leider ist um 15 Uhr der Spuk dann endgültig vorrüber gewesen. Dann war für mich aber die Entscheidung gefallen. Die restlichen 15 sm bin ich dann nach Omö motort. War aber gar nicht schlimm; die Sonne schien, ich habe mir Bratkartoffeln gebraten. Eine Pilsette dazu. Schweinswale haben mich auch wieder begleitet. So lässt sich Urlaub machen.
Faszinierend war wieder die Durchfahrt unter der Großen Belt Brücke. Dieses Mal bin ich aber durch den Ostteil mit der Hängebrücke. Wirklich gewaltig. Durchfahrthöhe: 65 m, passt gerade so.

Große Beltbrücke

Große Beltbrücke

Wie an der Perlenschnur aufgereit kommen die Schiffe der Zufahrt zur Brücke entgegen.

Verkehr Langelandsbelt

Verkehr Langelandsbelt

Gerade ist wohl das erste Tor für D gefallen. Muss ich mir gleich nochmal im Ticker anschauen.

22.6. Grenaa – Ballen

Strecke: 38,0 sm
Fahrzeit: 8:20 h
Motorzeit: 1:00 h
Heute morgen bin ich um kurz nach 6 aufgewacht, weil mir so eisekalt war. “Das gibt es doch nicht, gestern war doch Sonnenschein und es war einigermaßen warm.” dachte ich mir. Beim Rausschauen sah ich: alles grau. Nun gut, passt ja zu Grenaa. Bin dann gleich aufgestanden und zum Waschen gegangen. Da fiel mir auf, dass ich meine Duschkarte nicht habe. In DK wird inzwischen fast alles in den Häfen mit Codekarten abgwickelt, die man vorher kaufen muss. Mist, die habe ich gestern abend nach dem Duschen in der Umkleide liegen lassen. Das passt nun wiederum zu mir :-(. Und da sind neben den 20 Kronen Duschgeld auch noch 40 Kronen Pfand drauf. Macht knapp 10 Euronen; einfach mal wech! Renate sagt jetzt wohl: “Ach,erst 1x ist dir das passiert?”. Überflüssig zu erwähnen, dass die Karte natürlich nicht beim Hafenmeister abgegeben wurde. Glück im Unglück: ich komme wenigstens ohne Karte in die Waschräume und Toiletten, das ist nicht überall so.
Ruckzuck gefrühstückt und schon ging es los. Draußen waren W 3 Bft; wie angekündigt. Zunächst im Lee der Küste; das ist klasse, weil dort genug Wind aber keinerlei Wellen sind. Da macht man richtig Speed. Nach etwa 1 h bin ich aus dem Windschatten raus und der Wind legte deutlich zu. Aber das nahe Land hat größere Wellen verhindert. Ist halt nicht der Skagerrak.
Unterwegs bin ich – wie schon auf der Hinfahrt – wieder an Hjelm vorbeigekommen. Das ist eine wirklich schöne kleine Insel, die im Privatbesitz ist. Da kann man glatt Südseefilme drehen. Damit es nicht so langweilig ist, bin ich dieses Mal auf der anderen Seite vorbeigefahren.

Hjelm

Hjelm

Bald kam Vejrö in Sicht (spricht sich Feier-Ö; ejr spricht sich immer eier; Ö heißt Insel). Auch dort bin ich auf der Hinfahrt vorbeigekommen. Und auch dort bin ich jetzt mal auf der anderen Seite herum. Zwischen Vejrö und Samsö ist nur ein schmaler Sund befahrbar. Schon von weitem sah ich, dass es hier kachelt. Offenbar steht die Strömung gegen den Wind. Und so war es. Quälend langsam ging es durch den 1 sm langen Sund. D. h., durch das Wasser ging es richtig schnell aber eben nicht über Grund. Und eben in diesem Sund kommt mir doch etwas entgegen, dass mir verdächtig vorkam. “Halt dich man schön links von dem Kahn … ääh, das sind ja 2, oh nein 3”. In weitem Abstand verfolgten 2 Motorkutter ein drittes etwas größeres Motorschiff. Sofort dachte ich an einen Schleppverband und schaute durch das Fernglas. Jawoll, die Signale sind eindeutig. Das hätte schief gehen können, wenn ich zwischen den Fahrzeugen auf die eigentlich richtige Seite – auch auf Wasserstraßen herrscht Rechtsfahrgebot – gewechselt wäre. “Hast du aber gut aufgepasst.”
Kurz darauf war schon Ballen zu sehen. Gegen 16:40 – also nach etwa 8 h – habe ich hier wieder festgemacht. Als erstes zum Hafengeldautomaten sowie eine Duschkarte erwerben. Ich plane, sie dieses Mal nicht im Duschraum liegen zu lassen. Dann zum Räucherfischhändler. Den hatte ich beim letzten Mal schon gesehen; da hatte er aber zu. Heute war auf und ich kaufte 3 von den angepriesenen Fischfrikadellen. Wieder am Boot fällt mir ein, dass Kartoffeln oder etwas Ähnliches dazu gut wären. Also zum Kaufmann. Mist, Geldbörse vergessen. Schnell zurück zum Boot und wieder zum Kaufmann. Der hatte nun aber seit 5 Minuten geschlossen. Neeeein, ich ärgere mich nicht. Ich habe ja Urlaub. Und wieder Glück im Unglück. Ein kleines Stück weiter gibt es Grünzeug an der Straße zu kaufen. Wie in DK üblich, wird das Geld einfach in ein bereit gestelltes Marmeladenglas geworfen. 1 kg Kartöffelchen für 2 Euro. In diesem Fall stimmt die Verniedlichung, beschreibt sie doch sehr treffend die Größe. Manche Kartöffelchen waren so groß bzw. klein wie eine Weintraube. Das waren Spitzen-Grünkohlkartoffeln.
An Bord habe ich die Kartöffelchen dann gleich gewaschen und in meinem Schnellkochtopf gekocht. Das Ding macht mir ja schon ein wenig Angst; zischt und pfeift. Ich muss immer daran denken, dass der Topf gleich in die Luft fliegt. Alles lief gut und zusammen mit einer Pilsette gab es ein wirklich leckeres Abendessen. Und das Schöne – Renate weiß es schon:1x gekocht und mindestens 2x gegessen. Die Kartöffelchen werde ich mir nochmal schön braten. Pläne für ab morgen: vielleicht habe ich ja Glück … äääh Pech und kann … äääh muss einen Tag bleiben. Hier ist es wirklich schön. Aber Holger hat mich auf eine Idee gebracht. Ich könnte doch der guten Erinnerung wegen nochmal nach Nysted. Ja, das wäre was. Also sieht mein Plan so aus: Zuerst in den Großen Belt und bei ausreichend Wind gleich bis nach Omö. Om-Ö heißt “auf der Insel”; manchmal sind die Dänen ja ein bisschen einfallslos. Dann links ab Richtung Vordingborg oder vorher rechts ab in den Guldbordsund. Gut, dass ich die Flagge N dabei habe. Die ist als Brückensignal notwendig und im Guldborgsund gibt es gleich 2 davon. Bei der Vorhersage mit westlichen Winden dürfte das gehen. Möglicherweise ist auch noch Mön drin.

Mögliche Route

Mögliche Route mit OpenCPN geplant

15.6. Kerteminde (Fünen) – Ballen (Samsö)

Strecke: 26,1 sm
Fahrzeit: 8:20 h
Motorzeit: 6:30 h
Heute war ein suuuuper Tag. Aber erst nochmal zu gestern. Die Fahrt nach Kerteminde lief gut; hoch am Wind mit 4Bft am Nachmittag haben mich die Winde meinem Etappenziel schnell näher gebracht. Gegen 20 Uhr war ich da. Sehr große sterile Marina. Und dann das Übliche: Aufräumen, Essen, einen 10-Minuten-Gang durch den Ort und pennen gegen 23 Uhr.
Heute morgen dann um 9:40 ausgelaufen mit Plan-Ziel Ballen auf Samsö. Zunächst halber Wind, ab 11 aber Motor an, da kaum Wind und der von vorn. Dafür dann strahlender Sonnenschein. Als der Wind total weg war, Motor aus, Angel raus und ein bisschen fischen; naja, den Pilker baden. Ins Wasser bin ich dann auch noch mal gesprungen, aber sofort wieder raus. Das Wasser hatte höchstens 15 Grad. Plötzlich eine Schule Schweinswale. Bemerkt habe ich sie nur durch das verdächtige Blasen.
Leider ist es immer noch recht kühl. Naja, aus meiner Sicht. Ihr werdet es nicht glauben (oder doch?): letzte Nacht habe ich mit Pudelmütze geschlafen. Mein Kopf war einfach eisekalt. Und da lag neben mir die Mütze…
Die Schadensbilanz hält sich bisher in Grenzen. 2 Mal habe ich mir schon Segeltuch unter den Fingernagel gezogen. Die eine Wunde ist seit Sonntag entzündet. Ein paar Schürfwunden an der immer wieder gern genommenen Stelle: Schienbein (Ursache: Travellerbalken). Die Heizung habe ich bei starker Schaukelei abgetreten, ist aber schon wieder neu angeschraubt.
So, jetzt gehe ich was essen. Hier in Ballen ist es echt schön und es gibt mehrere Imbisse (mit Pommes!!!).
Schweinswale gibt es hier noch reichlich.

Schweinswal im Kattegat

Schweinswal im Kattegat

Imposant die Brücke über den Großen Belt.

Große Beltbrücke 2

Große Beltbrücke 2

Gefangen habe ich übrigens – wie auch schon gestern – fast nix.

Fischfang im Kattegat

Fischfang im Kattegat

Spiegelglattes Wasser im Großen Belt.

Flaute im Kattegat

Flaute im Kattegat

Hafen Ballen querab.

Ballen Havn

Ballen Havn

13.6. Kiel – Spodsbjerg (Langeland)

Strecke: 44,1 sm
Fahrzeit: 9:40 h
Motorzeit: 0:30 h
Ich bin wieder ONLINE …
Ja, auf See habe ich Empfang. Sitze unten bei Tee und Obst und schreibe mal ein wenig über die Strecke von Kiel nach Spodsbjerg. Draußen: herrlich! 3 Bft, ein wenig Sonne, aber noch etwas kühl. Gestern war ganz schön hart. Bin nach einigem Zögern um 10 aus Kiel Holtenau raus. Unterwegs in der Kieler Bucht irre hohe Wellen. Bin mehrmals geduscht worden. Einmal abgetaucht, so dass Wasser durch den Zwangslüfter im Vorschiff leckte; und natürlich aufs Bettzeug. Ab Bagenkop Leuchtturm – so nach 7 Stunden – dann endlich Ruhe. Im Lee ist’s schee heißt es schon bei den Fliegern. Und so war das auch hier. Keine Welle und Rauschefahrt! Ankunft gegen 20 Uhr. Dann das erste mal Anlegen in einer Box (für die Laien: vorne Steg, hinten links und rechts 2 Pfähle für die Heckleinen). Aber ich hatte wieder mal Glück. Habe jemanden am Steg zugerufen, der mir dann half.
Schnell aufräumen, zum Hafenmeister – alles auf dänisch geregelt -, Strom gelegt und Radio auf 1269 MHz MW und dann … eine verd… Medizindoku!!! Also auf LW gesucht und auf 177 Mhz fündig geworden. Mit vielem Rauschen gerade so halbwegs das WM-Spiel Deutschland-Australien verfolgt (das wir souverän mit 4:0 gewonnen haben).
Heute – am 14.6. – ist ein traumhafter Segeltag. Leichter Wind und Sonne. Ich sitze aber seit über 1 Stunde hier unten in der Kabine und schreibe diesen Artikel zum 3. Mal. Irgendwie funktioniert das alles noch nicht so.
Ziel heute: Kertminde (schaut mal bei google, ist im Nordosten von Fünen).
Tschüss Kiel…

Kiel Leuchtturm Friedrichsort

Kiel Leuchtturm Friedrichsort

Auf der Überfahrt von Kiel nach Spodsbjerg  gab es ordentlich Wind aus Nordwest.

Kieler Bucht

Kieler Bucht

Mein erster Liegeplatz in Dänemark.

Spodsbjerg Havn

Spodsbjerg Havn

Kommt das schöne Wetter?  Nach dem Ablegen vor Spodsbjerg wurde es richtig sonnig.
Langelandsbelt