Strecke: 35,0 sm
Fahrzeit: 7:50 h
Motorzeit: 1:00 h
Bin letzte Nacht 2x erschrocken aufgewacht, weil ich geträumt hatte, dass sich das Boot losgemacht hat. Habe dann jeweils tatsächlich nachgesehen. Es war natürlich alles gut.
Bin dann um 7:30 aufgestanden. Ich wollte eigentlich früher hoch. Aber draußen ist noch Flaute. Also habe ich erstmal keine Eile. Nach dem Frühtsück war immer noch Windstille. Und es war nun schon den zweiten Morgen recht warm. Kommt jetzt endlich der Sommer? Habe dann erstmal mein Boot von der Salzkruste befreit. Das Salzwasser hinterlässt überall einen fiesen klebrigen Schleier. An den Scheiben trocknet es merkwürdiger Weise über Tage nicht.
Dann kam gegen viertel vor neun der erhoffte Wind; mit Stärke 2 aus NW. Das reicht für’s Erste. Ich habe um 9 abgelegt und draußen den Spinnaker gesetzt. Anfänglich habe ich mich damit abgequält. Immer wieder fiel das Miststück zusammen. Und weil ich so auf die Blase konzentriert bin, achte ich nicht genug auf die Navigation. Gerade als ich mal wieder auf dem Vordeck stand und wieder mal handgreiflich gegenüber meinem Spi wurde, sah ich aus dem Augenwinkel so seltsame helle Flecken im Wasser. Ach du sch…!!! Schnell ins Cockpit gesprungen und ein Blick auf das Echolot genügte, um das Ruder herumzureißen. Ich hatte noch 50 cm unter dem Kiel (Marla kennt das ja schon). Also, so geht das nicht. Zuerst die Navigation und dann der Spi! Nach einer halben Stunde Arbeit hatte der aufgegeben und sich meinem Willen untergeordnet. Und dann ging die Post ab. Der Wind frischte zuerst auf 3 Bft, später auf 4 Bft auf. Auf der Spi-Schot hätte man Gitarre spielen können ;-). Das Log war immer bei 5,5 kn. Das GPS hat mir gezeigt, dass ich mit der Strömung fuhr: 6,5 kn. Die Wegpunkte in Form von Tonnen habe ich zügig abgehakt. Als der Wind weiter anstieg, habe ich dann doch mal lieber den Spi gegen die Fock getauscht. Schon wurde die Fahrt wieder urgemütlich. Ich habe mir Nudeln gekocht, anschließend Kaffee und Kuchen genachtischt und mit Dieter telefoniert; der hat nämlich heute seinen Ehrentag. Ich wär’ ja wohl gerne am Sonntag bei der Feier dabei :-(.
Irgendwann gegen 15 Uhr war die Storstroembrücke, die Seeland mit Falster verbindet, nur noch etwa 2 sm entfernt. Der Druck unter beiden Segeln wurde nun zuviel. Ich habe auch noch die Fock geborgen und bin nur mit Großsegel auf die Brücke zumarschiert; immer noch mit knapp 4,5 kn. Eine wirklich schnelle Reise ist das heute. Von vorn hätte ich den Wind nicht so gern. Das Wasser ist ordentlich weiß gekrönt. Neben mir fuhr ein Däne, den ich vorgestern auch schon ein großes Stück begleitet habe.

Storströmbrücke

Smalandsfahrwasser
Kurz vor fünf habe ich dann festgemacht und dabei auch noch fast Bruch gemacht. Wegen des heftigen Windes brauchte ich natürlich möglichst Hilfe beim Anlegen in der Box. Und da stand auch prompt wieder ein interessiert drein blickender Mitfünfziger bereit. Ich nahm an, er sei ebenfalls Yachti, weil er ja so auf dem Steg herumstand. Ich habe ihm signalisiert, in welche Box ich einparken werde und er hat sich prompt dort bereit gehalten. Die Aufgabe eines solchen Helfers ist es, das Boot vorne sozusagen aufzufangen, damit es nicht den Steg rammt. Ich fahre also in die Box, stoppe mit dem Motor eben soviel auf, dass er das Boot ganz sachte auffangen kann. Aber was macht der vermeintliche Helfer? Er geht einfach beiseite und schaut interessiert aus 3 Metern zu. Ich begreife gerade noch rechtzeitig das Unvermögen des älteren Herren und gebe voll zurück. Durch das Drehmoment der Schraube dreht sich dabei der Bug so sehr zur Seite, so dass ich dem Nachbarlieger brenzlig nahe komme. An Land stellte ich dann fest, dass der Gute wohl geistig etwas behindert ist. Das kann man ja nicht wissen. Aber es ist ja noch mal gut gegangen.
Nach dem Duschen bin ich voller Vorfreude auf eine größere Stadt zum Bummeln und Shoppen losgezogen. In der FuZo angekommen dachte ich, ich wäre in Pinneberg am Bahnhof. Sehr viele Halbstarke, die sich aufführten, wie die letzten Asis. Mit dem Motorroller oder auch dem Auto darf man in der FuZo zwar fahren. Aber sicher nicht mit 60 und mehr. Auch die Restaurants und Cafes machten einen wenig einladenden Eindruck. Das passte so gar nicht zu dem, was ich von Dänemark sonst so kenne. Aber unsereins hält sich in DK ja auch immer eher auf dem Land oder in kleineren Dörfern auf. Und da ist die Welt – wie bei uns ja auch – eben noch eher in Ordnung. Aus einem Supermarkt bin ich sogar wieder ohne Einkauf geflüchtet, weil es dort wirklich eklig stank.
Übrigens noch ein Nachtrag zu dem Segelkamerad Thorsten, der mir die Seekarten ausgeliehen hat. Nach ein bisschen Smalltalk kam heraus, das er als Anwalt auch schon für Hawesko gearbeitet hat und AM kennt. So klein ist die Welt.